17. Dezember 2024
Exoskelette: Technologie trifft Pflege
Exoskelette im Einsatz an der m&i-Fachklinik Ichenhausen
Ichenhausen – Die Gesundheitsbranche steht vor immensen Herausforderungen: Hohe körperliche Belastungen führen immer häufiger zu gesundheitlichen Beschwerden bei Pflegekräften, vor allem im Rücken- und Bewegungsapparat. Auch die jüngsten Gesundheitsberichte 2022 und 2023 der BKK unterstreichen die Dringlichkeit, Lösungen für die steigenden Krankheitsausfälle zu finden. Die m&i-Fachklinik Ichenhausen testet nun ein innovatives Hilfsmittel: Exoskelette, die den Pflegealltag erleichtern sollen.
„Wir setzen derzeit drei Exoskelette im Pflegebereich ein“, erläutert Stefan Krotschek, Kaufmännischer Direktor der m&i-Fachklinik Ichenhausen. Der Einsatz konzentriert sich vor allem auf Aufgaben, die besonders körperlich anspruchsvoll sind, wie beispielsweise das Heben und Tragen von Patienten. Ein typischer Anwendungsbereich ist der Transfer eines Patienten vom Bett in den Rollstuhl oder zurück. Dabei entlastet das Exoskelett die Pflegekräfte dynamisch, indem es bis zu 30 Kilogramm pro Hebevorgang übernimmt.
Die Hauptziele der Einführung dieser Technologie sind klar definiert: Zum einen soll die körperliche Belastung der Pflegekräfte deutlich reduziert werden, insbesondere bei wiederholten, schweren Hebe- und Tragebewegungen. Zum anderen spielt aber auch die Sicherheit der Patienten eine zentrale Rolle. „Durch die Unterstützung des Exoskeletts, das mit integrierten Haltegriffen ausgestattet ist, können Patienten sicherer und stabiler bewegt werden“, erläutert die Pflegedienstleitung Andrea Jäger. Diese zusätzliche Stabilität vermittle den Patienten ein höheres Maß an Sicherheit und Vertrauen, insbesondere bei anspruchsvollen Transfers wie dem Aufstehen oder Umsetzen. „Gleichzeitig profitieren auch die Pflegekräfte, da die körperliche Belastung spürbar reduziert wird und Bewegungsabläufe präziser und kontrollierter ausgeführt werden können“, so Jäger weiter. Dieses Zusammenspiel fördert nicht nur das Wohlbefinden der Patienten, sondern steigert auch die Effizienz der Pflegeprozesse insgesamt, was letztlich auf die Zufriedenheit beider Seiten einzahlt.
„Langfristig möchten wir nicht nur die Arbeitsbedingungen verbessern, sondern auch die Gesundheit unserer Mitarbeiter nachhaltig schützen“, betont Krotschek. Das Exoskelett ist daher ein wichtiger Schritt, um den Pflegeberuf zukunftsfähiger und gleichzeitig sicherer zu gestalten.
Exoskelette überzeugen im Praxisalltag
Die Exoskelette befinden sich aktuell in der Testphase. Zwei Pflegekräfte nutzen sie bereits regelmäßig und geben ihr Wissen schrittweise an ihre Kollegen weiter. Anfangs war die Arbeit mit dem Exoskelett für einige ungewohnt, doch eine gründliche Einweisung durch den Hersteller erleichterte die Einarbeitung spürbar. Die gewonnenen Erfahrungen werden nun gezielt im Team geteilt.
Nach der anfänglichen Skepsis wächst nun die Akzeptanz der neuen Technik stetig. Die Rückmeldungen aus der Praxis sind vielversprechend: Besonders die Entlastung des Rückens wird hervorgehoben, was sich vor allem bei der Betreuung schwerere Patienten bemerkbar macht. Auch die Patienten schätzen die Innovation, da der integrierte Haltegriff des Exoskeletts zusätzliche Sicherheit beim Aufstehen bietet.
Hoffnung auf langfristige Verbesserungen
Die Klinikleitung erhofft sich nicht nur kurzfristige Entlastungen, sondern auch langfristige Effekte: weniger krankheitsbedingte Ausfälle und eine höhere Zufriedenheit bei den Pflegekräften. „Die Erwartungen sind hoch“, so Personalleiter Georg Dittrich. Doch bis die Exoskelette ein fester Bestandteil des Klinikalltags werden, gibt es noch Herausforderungen zu bewältigen. Die Nutzung und das Anlegen des Exoskeletts müssen zur Routine werden, und neue Mitarbeiter müssen frühzeitig eingearbeitet werden. „Mit den Exoskeletten machen wir einen wichtigen Schritt, um die Gesundheit unserer Mitarbeiter zu schützen und gleichzeitig die Arbeitsqualität in der Pflege zu verbessern“, betont Dittrich. Ziel sei es nicht nur die körperliche Belastung zu senken, sondern auch die Motivation und Zufriedenheit unserer Pflegekräfte langfristig zu steigern.
Erweiterung in weitere Bereiche möglich
Sollten sich die positiven Effekte weiterhin bestätigen, ist der Einsatz der Exoskelette in weiteren Bereichen vorgesehen. Derzeit liegt der Schwerpunkt auf der Rehabilitation und der neurologischen Akutversorgung. „Das Exoskelett hat das Potenzial, unsere Arbeitsweise nachhaltig zu verbessern“, erklärt Krotschek. Ein weiteres Plus: Am Ende des Arbeitstages zeigt das Display des spritzwassergeschützten und leicht zu desinfizieren Exoskeletts genau, wie viel Unterstützung es geleistet hat.
Mit diesem Testlauf setzt die m&i-Fachklinik Ichenhausen auf zukunftsweisende Technologien, um die Arbeitsbedingungen in der Pflege weiter zu optimieren.